Web für Lehrer

René Scheppler stellt auf Projektblog „Yahoo teachers“ vor, eine Web 2.0 Gemeinschaft für und von Lehrern, die sich allerdings noch in der Betaphase befindet. Lehrer haben die Möglichkeit, eigene Stunden in einen Pool zu stellen und von anderen Kollegen Stunden zu erhalten. René merkt dann noch an: „Ich habe das Gefühl, dass sich in diesem Bereich wirklich etwas tut. Und ich bin zuversichtlich, dass ich in meiner Lehrerkarriere nicht immer wieder alleine daheim sitzen werde und mir Gedanken über meinen Unterricht mache, sondern mich schnell und unkompliziert mit Kollegen in ganz Deutschland oder gar weltweit austauschen kann, die evtl. das selbe Thema planen oder vorbereiten.“

Ich habe da so meine Zweifel. Sicher tut sich etwas, aber alle Versuche, eine wirklich umfassende Stundensammlung zu etablieren, scheitern seit Jahren regelmäßig. Dafür gibt es unterschiedlichste Gründe:

  • In unserem schönen Land gibt es so viele unterschiedliche Schulen und Schularten, dass man wirklich nur schwer einen Überblick bekommt. Ich unterrichte z.B. an einer Wirtschaftsschule in Bayern und bin mir sicher, dass nicht einmal bayerische Kollegen auf Anhieb wissen, welchen Abschluss Schüler bei uns erreichen können. Wie soll da ein Austausch von Material erfolgen?
  • Viele der Datenbanken sind nicht wirklich einfach zu bedienen, das ist aber eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich viele Kollegen an einer solchen Sammlung beteiligen.
  • Bei vielen Kollegen fehlt noch die Einsicht, dass man als Einzelkämpfer nicht wirklich weit kommt. Einige wollen grundsätzlich nicht tauschen (so habe ich das z.B. während meiner Zeit am Gymnasium erlebt), andere haben „Angst“, dass der Kollege XY einen besseren Unterricht halten könnte als man selbst. Der Austausch an meiner Schule im Fach Deutsch funktioniert dagegen sehr gut!
  • Wer sich jemals eine Stunde „aus dem Netz gezogen“ hat und dann feststellt, „so kann ich das gar nicht machen“, der wird sich kein zweites Mal auf eine Suche einlassen. Die perfekte Stunde gibt es nicht, das wissen wir alle. Komischerweise glauben wir aber daran, wenn wir uns im Internet auf die Suche machen.

Ich bin also nicht ganz so zuversichtlich und werfe mal einige Ideen in den Raum:

  • was mir weiterhelfen würde, wären z.B. Quellensammlungen für das Fach Geschichte, historische Landkarten, eine Sammlung von Erzählungen oder Kurzgeschichten, gute Zeitungsartikel für eine Textarbeit usw. Ein zentraler Materialpool, der auch die Frage des Copyrights abschließend klärt.
  • Stunden sollten von Kollegen kommentiert und bewertet werden können. So könnte man schneller entscheiden, ob man näher hinsieht oder nicht. Ein einfaches System wie bei Amazon könnte da schon ausreichen.
  • Im Grunde ist es nicht die heruntergeladene Einzelstunde, die ich interessant finde. Es müsste die Möglichkeit geben, Unterricht gemeinsam vorzubereiten. Das geht nämlich auch mit Kollegen von anderen Schularten oder aus anderen Schulen. Das Internet bietet dazu eine ganze Reihe von Einzelanwendungen: Mindmaps kann man mit Mindmeister gemeinsam erstellen, einen Zettelkasten bei Zettels anlegen und pflegen, per Mail tauscht man Dokumente aus usw. Allerdings gibt es keinen Dienst, der viele solcher Applikationen vereint. Ich habe keine Lust, zehn verschiedene Seiten aufrufen zu müssen, damit man miteinander arbeiten kann.
    Dabei ist die Zusammenarbeit in der Unterrichtsvorbereitung eine der drei Faktoren, mit der man Unterricht am schnellsten verbessern kann.

Trotzdem werde ich Yahoo Teachers mal im Auge behalten, vielleicht entwickelt sich ja doch etwas Ordentliches.

Kommentare

2 Antworten zu „Web für Lehrer“

  1. Avatar von Scheppler

    Hallo und vielen Dank für die anregenden Gedanken zu meinem Posting.
    Ich möchte dazu auf ein weiteres Post von mir verweisen: http://www.blog.initiatived21.de/?p=291
    Ich sehe iauch die Problematik, dass diverse Plattformen, die „an den Start gehen“ schon bald wieder untergehen oder nicht richtig ins Laufen kommen.
    Mir geht es bei meinen Überlegungen vor allem um die Community-Bildung im Sinne des Web 2.0. Ich – als Referendar – erkenne zwar den Reiz der diversen Materialbörsen, sehe in diesen aber für mich keinen besonderen Mehrwert. Was ich für sinnvoller halten würde, sind Gemeinschaften – sei es über twitter.com, classroom20.com oder innovative teachers -, die weniger den konkreten Materialaustausch im Blick haben, sondern die gegenseitige Unterstützung, Anregung und Bereicherung. Natürlich kann man dann auch Stundenkonzepte austauschen, aber überhaupt Ansprechpartner um sich zu scharen, denen man vertrauen kann und deren Anregungen einem helfen ist in meinen Augen wertvoller als eine anonyme Tauschbörse. Wenn ich vor einem Problem mit meiner Stundenplanung sitze, wäre es mit lieber, via twitter einen Hilferuf an meine Follower aussenden zu können, als stundnlang durch zig Tauschbörsen zu wühlen.
    Ich denke also, der letztgenannte Stichpunkt im obigen Posting geht genau in die richtige Richtung.
    Viele Grüße aus Frankfurt by blog.initiatived21.de

  2. Avatar von admin
    admin

    Ja, das sehe ich auch so. Und ich bin mir auch sicher, dass das andere Kollegen auch so sehen. Für mich stellt sich dann allerdings die Frage, warum nichts ins Rollen kommt.

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