Heute und morgen bin ich in Dillingen (war schon lange nicht mehr da). Thema ist „mebis“, das Landesmedienzentrum Bayern. Ich bin geladen, weil meine Schule seit diesem Jahr „Medienreferenzschule“ ist und ich die Projektleitung habe.
Von mebis hatte ich einmal knapp von unserem MIB erfahren, das ist allerdings aus meinem Bewusstsein verschwunden und so bin ich heute eingeholt worden.
Mebis bietet im Wesentlichen eine Internetseite zu verschiedenen Angeboten. Eines davon ist eine Mediathek, die Filme zu unterrichtsrelevanten Themen anbietet. Das Angebot ist noch recht übersichtlich, die Mediathek bietet aber einen echten Mehrwert: alle Medien sind juristisch einwandfrei und in der Schule problemlos zu verwenden. Wie unser Schulfilter darauf reagiert ist aber fraglich. Ärgerlich finde ich, dass man nicht mit iOS oder anderen nicht-flash-fähigen Devices zugreifen kann. Die Filme gehen halt nicht und der Anspruch, eine plattformunabhängige Seite zur Verfügung zu stellen, ist für mich gescheitert.
Die zweite Seite von mebis ist für das Landesmedienzentrum Bayern reserviert. Auf den ersten Blick (und für mehr hatte ich noch keine Zeit) führt die Seite Inhalte von mehreren Seiten zusammen und bietet weitere Informationen. Wenn jetzt noch ein RSS-Feed angeboten wird, werde ich Stammleser.
Der dritte Bereich ist die Lernplattform auf Moodlebasis. Es läuft Moodle 2.3 und die Darstellung ist deutlich attraktiver als mein eigenes Moodle. Ich konnte schon ein wenig reinschnuppern und muss sagen: offenbar mit sehr heißer Nadel gestrickt, weil zum Teil recht buggy. Das wird sich aber sicher noch ändern. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Moodle stellt sich nicht, scheint politisch gewollt zu sein und ist letztlich auch ein Fortschritt. Immerhin muss ich mich nicht mehr um die Moodleinstanz kümmern und ich bekomme einen professionellen Support und Schulungen.
Wo ist jetzt der Mehrwert für mich? Support und Schulung, ok. Eine Moodleinstanz hatte ich schon, meine läuft auch stabil und es sind Plugins installiert, die ich brauche (haben möchte). Ob das bei mebis auch geht? Erschauern lässt mich die Aussage eines MIBs, dass der Export/Import von Moddle 1.9 zu 2.x nicht richtig funktioniert. Soll ich jetzt alles neu anlegen?
Ansonsten: Guido Wojaczek wieder getroffen und mir mit meinem macBook helfen lassen. Vielen Dank!
LoNet2 hat offenbar einen neuen Betreiber. Seit kurzem wird der Cornelsenverlag als Anbieter im Impressum genannt. Mal sehen, wohin das sich entwickelt.
Zweiter Tag der Fortbildung in Dillingen. Heute morgen die Vorstellung von Lo-Net, nachmittags Vibos. Vibos ist ein LMS, das die Berufsoberschulen und Fachoberschulen in Bayern ins Leben gerufen haben. Letztlich basiert das System auf Fronter, einem LMS-System, das aus Norwegen kommt.
Meine Eindrücke: LO-Net heißt mittlerweile LO-Net2 und ist im Funktionsumfang gewachsen. Ich kann das beurteilen, weil meine Schule bei LO angemeldet ist. Allerdings hat seit geraumer Zeit niemand mehr damit gearbeitet. Ich fand die Administration damals schwierig, vor allem die Rechtevergabe hatte mich nicht überzeugt. Ein erneuter Blick heute zeigt mir ein deutlich aufgeräumteres LMS, in dem sich meine Schüler recht einfach einfinden könnten.
Vibos (Fronter) macht einen noch aufgeräumteren Eindruck, ist allerdings im Vergleich zu LO und Moodle kostenpflichtig. Für meine Schule dürfte das etwa 800.-€ im Jahr ausmachen – im Grunde zu viel. Der Funktionsumfang ist größer als in LO und in Moodle (dazu später aber mehr). Auch hier sehe ich für Schüler keine Probleme.
Moodle könnte man selbst hosten (wenn man es kann), ansonsten gibt es kommerzielle Anbieter. Interessant sind hier auch die Angebote von zum Beispiel „Digitale Schule Bayern„. Über Moodle hat man mehr Kontrolle, aber es bereitet aber auch mehr Arbeit. Der Funktionsumfang der Standardinstallation ist ausreichend, über Plugins kann man aber die ein oder andere Erweiterung einbinden. Meine Schule wird in den Weihnachtsferien auf Moodle 2.o umsteigen und mit unserem Hoster ist auch abgesprochen, dass zusätzliche Module eingespielt werden.
Welches LMS man verwendet ist wohl eine Glaubensfrage, interessant finde ich, dass die Befürworter aller Plattformen der Ansicht sind, dass lediglich ihr System überhaupt ein Arbeiten im Netz ermöglicht. Wir arbeiten mit Moodle, irgendwann muss man sich einfach einmal festlegen.
Nachtrag: Eine Anwendung bei Fronter würde ich auch gerne in Moodle sehen. „Portfolio“ sammelt alle Inhalte, die ein Schüler während seiner Arbeit mit dem LMS abgibt. Das ergibt eine schöne Dokumentation, die man weitergeben kann, mit der man lernen kann usw. Mal sehen, ob ich etwas Ähnliches für Moodle finde.
Einen sehr lesenswerten Überblick über die Hostingmöglichkeiten von Moodle gibt Mike Riecken in seinem Weblog. Er zeigt die unterschiedlichen Ansätze und warnt (mehr oder weniger) vor dem Bedürfnis, Moodle selbst zu hosten. Für uns kommt diese Zusammenstellung wie gerufen, denn wir schlagen uns mit dem gleichen Problem herum: wir wollen Moodle, aber woher? Für mich sind das zwei „Spielfelder“: Unsere Schule möchte im kommenden Jahr eine funktionierende Plattform und wir wollen wissen, wo wir uns ansiedeln. Selbst hosten kommt auf keinen Fall in Frage, wirklich kommerzielle Anbieter sind deutlich zu teuer. Im Moment nutze ich die Plattform eines Kollegen, das kann aber kein Dauerzustand sein. Parallel dazu planen wir (in diesem Fall drei Kollegen und der MIB der Regierung von Unterfranken) eine Moodleplattform für die beruflichen Schulen im Regierungsbezirk. Vor zwei Wochen wurde sogar der Versuch gestartet, ein bayerisches Projekt daraus zu machen. Allerdings ist das zunächst einmal an den Finanzen gescheitert. Und in diesem Fall muss ich Mike Ricken ein wenig korregieren.
In seinem Artikel beneidet er „die Bayern“. „Bayern und Baden-Württemberg haben es gut. Da gibt es Organisationen, die das für einen regeln, eine stabile Umgebung anbieten und teilweise sogar Support leisten.“ Das stimmt soweit, allerdings nicht unter der Überschrift „Der Dienstherr“. Die „Organisation“, die den Server einrichtet, pflegt und zur Verfügung stellt ist nicht der Dienstherr. Im Fall der Realschulen ist das ein privater Förderverein, im Fall der Gymnasien sind es die Ministerialbeauftragten der Regierungsbezirke. Geld vom Dienstherrn gibt es keines, Die Finanzierung beider Konzepte ist lediglich für einige Jahre gesichert, wie es weiter geht ist völlig unklar. Ich arbeite an einer beruflichen Schule in Bayern und unser Dienstherr hat vorletzte Woche verlauten lassen, dass er für eine zentrale Moodleplattform für die beruflichen Schulen in Bayern nicht zuständig ist. Das sei Sache der Sachaufwandsträger. Und damit ist ein bayernweites Moodle (wie es z.B. die Gymnasien haben) erst einmal vom Tisch, es sei denn, es finden sich genug Kollegen, die sich auf die Geschichte mit dem Förderverein einlassen.
So gut haben es die Bayern also nicht, wie die Sachlage in Baden-Württemberg aussieht, kann ich nicht beurteilen. Mit viel Interesse sehe ich aber nach Österreich und beobachte ihren Zugang zu Moodle. Die haben wirklich ein zentrales Moodle für alle Schulen im Land. Und das kostenlos. Hier in Bayern habe ich eher das Gefühl, e-learning ist als Möglichkeit der Materialsammlung für Vertretungsstunden gerne gesehen, mehr aber nicht.
Herr Larbig hat in einem langen Kommtentar seine Gedanken zum Thema „E-Learning“ in die Diskussion um LMS[1. Learn Management System] eingebracht (hier nachzulesen). Dafür zunächst einmal herzlichen Dank! Einigen seiner Thesen kann ich mich bedenkenlos anschließen:
- LMS können dazu führen, dass der bisherige lehrerzentrierte Unterricht jetzt einfach in einer neuen Umgebung weiter geführt wird. V.a. beim Thema „Webquest“ ist mir das extrem aufgefallen: der Lernweg und die Materialien werden vom Lehrer vorgegeben, die Schüler arbeiten nur Aufgaben ab. Im Grunde ist das ein Lernzirkel mit dem PC. Sicher hat die Methode einige Vorteile gegenüber der „Papiervariante“: Medien wie Film sind unproblematisch einsetzbar, Materialien müssen nicht sortiert und nachgereicht werden („ich war nicht da, kann ich die Arbeitsblätter noch haben?“) usw. Das allerdings als „Neues Lernen“ zu verkaufen, halte ich allerdings für gewagt.
- Einen Einwand, den Herr Larbig anspricht, muss man geradezu betonen: die meisten LMS tragen nicht zu einer Binnendifferenzierung bei. Natürlich ist das grundsätzlich auch in einem LMS möglich, der Aufwand ist allerdings erheblich höher als im Unterricht ohne LMS.
- An folgendem Gedanken arbeite ich gerade: „Einsatz des Internets als Instrument zur Förderung kooperativer Lernformen, nicht, indem ich sich einfordere, sondern anbiete und dann darauf hinarbeite, dass Lernende auf diesem Wege sich auch gegenseitig unterstützen.“ Diesen Ansatz finde ich sehr gelungen. Man kann Schüler nicht zwingen, auf eine bestimmte Weise zu lernen, aber man sollte ihnen die unterschiedlichen Möglichkeiten aufzeigen. Dazu zählt neben den „normalen Wegen“ jetzt auch das Internet. Die Schüler sind zwas immer wieder einmal überrascht, dass man mit einem PC sogar arbeiten kann, lassen sich aber auch gerne einmal zeigen, wie man in einer Gruppe an einem gemeinsamen Mindmap arbeiten kann, ohne dass man sich persönlich begegnen muss. Ob die Schüler diese Mittel auch nutzen liegt in ihrer Verantwortung.
- In diesem Zusammenhang sind mir kollaborative Arbeitsweisen besonders wichtig. Natürlich gibt es diese auch im normalen Unterricht, das Internet erweitert aber die Möglichkeiten um einiges. Warum nicht Hausaufgaben in einer Gruppe erledigen – von zu Hause aus.
Was mir bisher in der Debatte um LMS fehlt, sind folgende Gesichtspunkte:
- Wie kann man in einem LMS sicherstellen, dass die Schüler ihren Lernprozess selbst gestalten?
- Weil sie das nicht können: wie zeige ich meinen Schülern, wie sie sich Ziele setzen, ein Problem erkennen, sich organisieren, Ergebnisse sammeln und präsentieren? Eigentlich sollten sie das können, wir verhindern es nur oft durch unseren lehrerzentrierten Unterricht. Wahrscheinlich ist die Idee von Herrn Larbig, den Schülern die Möglichkeit zu geben, ihm bei der Arbeit über die Schultern zu schauen wirklich bedenkenswert.
Ich bin mit dem Thema noch nicht durch, werde jetzt aber „E-Learning“ bis Weihnachten erst einmal ruhen lassen, in der nächsten Woche stehen andere Dinge an.
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